Hier müsste jetzt stehen, was für ein cooler Typ ich bin und was Ihr alles bekommt und wie schockverliebt ich täglich bin und wie awesome ich Hochzeiten finde. Amazing. Hochzeiten scheinen das Terrain der Superlative zu sein. Mir fällt dazu immer eine gewisse Facebook-Seite mit dem Titel „Da kotzt das Texterherz“ ein. So viel kann sich kein Mensch alleine schockverlieben. Und wenn doch, dann lauft so schnell ihr könnt.

Mal ehrlich, ich glaube, ich mache als Hochzeitsfotograf ganz coole Bilder. Ich bin auch sonst ganz nett und nett und ein recht entspannter Typ. Ich nehme Euch an die Hand, wenn das nötig ist und ich lasse Euch auch mal 10 Minuten alleine auf einer Wiese stehen – es ist nämlich der erste und letzte Moment des Tages, an dem Ihr mal wirklich Zeit für Euch habt.

Aber dieses Gesäusel, gepaart mit gefakten Hochzeitsshootings, in Fachkreisen „styled shoots“ genannt, erträgt doch kein Mensch nüchtern. Das Ding ist ja, da gibt es im Netz unfassbar geile Bilder. Aber unter Stress funktioniert das Meiste davon nicht mehr. Also lasst Euch in jedem Fall auch mal echte Hochzeiten und komplette Strecken einer Hochzeit zeigen. Dann könnt Ihr sehen, ob das Level auch über mehr als 15 Bilder gehalten werden kann und ob die für Euch wichtigen Momente eingefangen wurden. Apropos 15 Bilder: Nehmt keinen Fotografen, der Euch ein Paket von 15 oder 30 bearbeiteten Fotos gibt. Das kann am Ende richtig teuer werden, denn diese paar Bilder werden Euch nicht reichen.

Eure Hochzeitspanung ist schon aufregend. Euer Hochzeitstag erst recht. Da braucht ihr evtl. einen entspannten Fels an Eurer Seite und kein sich alle zwei Sekunden neu verliebendes Etwas, welches am Ende im Chor steht, während Ihr Euch am Altar das Ja-Wort gebt. Man könnte jetzt vom Chor springen, um noch rechtzeitig zum Ringtausch am Altar zu sein. Ich würde es machen. Und das ist der Unterschied.
Auch arbeite ich fast immer alleine, habe am Ende aber trotzdem so viele verschiedene Perspektiven drauf wie andere, die zu Zweit arbeiten. Ich bin ziemlich viel unterwegs bei so einer Hochzeit. Ich darf in vielen Kirchen fotografieren, obwohl sie dafür bekannt sind, dass man dort nicht fotografieren darf. Weil ich entsprechend auftrete und mich immer erst dem Geistlichen vorstelle und mich nach ihm richte. Und weil viele Geistliche danach sagten, dass sie mich kaum bemerkt haben. OK, bis auf das eine Mal, bei dem ich mit der Schulter ein Kunstwerk strich. Nur ganz leicht. Wirklich. Es hat aber einen solchen Krach gemacht, dass ich kurz im Mittelpunkt stand. Aber ich kann zum Glück auch hervorragend über mich selber lachen. Und das Gelächter der finnischen Pastorin war sehr ansteckend.

Manchmal merkt Ihr gar nicht, dass ich da bin und manchmal nehme ich den Raum ein, den es braucht, um wirklich coole Bilder von Euch oder Euren Gästen zu machen. Ich bin nah dran ohne jemanden zu nerven und ich bin eloquent genug, um auch den fotoscheuen Papa wenigstens ein Mal mit einem Lächeln drauf zu haben. Ich weiß aber auch, wann ich mich zurückziehen muss. Und manchmal bin sogar ich schockverliebt. Ne, Scherz:-D

Aber Bilder sagen mehr als tausend Worte 😉

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